Milliarden-Zahlung aus Katar für verbündeten Erdogan
Gas-Emirat finanziert islamistische Gewalt im gesamten Nahen Osten
Invasion als Mittel im türkischen Wahlkampf
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) befürchtet eine erneute großangelegte Invasion der Türkei in Nordsyrien. Eine Milliarden-Zahlung aus dem islamistischen Golf-Emirat Katar mache dieses Szenario wahrscheinlicher: „In den letzten Tagen hat der türkische Machthaber unzweideutig erklärt, was er von dieser Invasion erwartet: Er will Millionen von Menschen vertreiben und Nordsyrien kurdenfrei machen“, erinnert Dr. Kamal Sido, Nahostexperte der GfbV. „Nun soll Katar mindestens 10 Milliarden US-Dollar für die Türkei bereitgestellt haben. Davon kann man viele islamistische Söldner in den Krieg schicken. Sie sind bereits jetzt zahlreich in der Region präsent und terrorisieren die Menschen dort im Auftrag des Nato-Staates Türkei.“
Das Land attackiert Nordsyrien bereits seit Wochen mit Artillerie und Luftangriffen. In einem Fernsehinterview hat der türkische Präsident verkündet, Nordostsyrien sei „für den Lebensstil der Kurden nicht geeignet, weil es Wüste ist.“ „Der türkische Machthaber scheint zu bestimmen, welche Volksgruppe wo leben darf oder auch nicht. Und natürlich verschweigt er dabei, dass die Region seit Jahrhunderten kurdisch besiedelt ist“, erklärt Sido. „Jetzt mobilisiert Erdogan Unterstützung, wo er sie bekommen kann. Von der Nato und auch Russland. Katar hat er offenbar für seine islamistischen Großmacht-Ambitionen gewinnen können.“ Das kleine Katar, dass gerade einen umfangreichen Gas-Liefervertrag mit der Bundesrepublik bekanntgegeben hat, könne sich die Unterstützung offensichtlich leisten. „Das WM-Gastgeberland unterstützt überall im Nahen Osten sunnitische Islamisten. Zum sunnitischen Islamisten Erdogan gibt es schon lange gute Beziehungen. Nun ist er innenpolitisch angeschlagen. Er hat Angst, die Wahlen im nächsten Jahr zu verlieren. Die Invasion ist für ihn auch ein Mittel im Wahlkampf. Dazu kann er Nordsyrien ethnisch und religiös säubern und eine neue Fluchtwelle auslösen, mit der er Europa erpressen kann.“
Erdogan gelte als politischer Kopf des sunnitischen radikalen Islam, analog zu den Mullahs im Iran, die radikal-schiitischen Gruppen anführen. „Das sunnitische Lager von Katar und der Türkei hat durch die Nato-Anbindung allerdings eine bessere Ausgangsposition. Ohne Duldung durch die Nato, Russland oder den Iran wird Erdogan niemals eine neue Invasion wagen“, so Sido. „Da aber selbst die deutsche Bundesregierung ‚Verständnis für die Sicherheitsinteressen der Türkei‘ äußert, dürfte er bald genügend Unterstützung gesammelt haben. Sobald das der Fall ist, wird die Invasion beginnen.“
Dr. Kamal Sido
Referent für ethnische, religiöse, sprachliche Minderheiten und Nationalitäten